Zu Besuch von Ruth (89) und Adolf (90) Höfflin auf dem Schambachhof: In diesem Beitrag geht es gedanklich in die Zeit, als einige Familien am Kaiserstuhl die herkömmlich Landwirtshaft in Frage gestellt und sich auf ihren eigenen Weg gemacht haben. Wir hatten das Glück mit Zeitzeugen zu sprechen, die sich gerne an eine nicht einfache, dennoch erfüllte Zeit erinnern.
Bereits in den 1960er Jahren spürte Adolf Höfflin, dass in der damaligen Landwirtschaft „etwas nicht stimmte“. Dieses ungute Gefühl verstärkte sich im Laufe der Zeit und so entschied er sich in seinem eigenen Betrieb aktiv zu werden. Gemeinsam mit seiner Frau Ruth und weiteren gleichgesinnten Landwirten aus der Umgebung begannen diese, sich darüber zu informieren, wie eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Einsatz von Pestiziden möglich ist. Dabei bildete sich eine Pioniergruppe, die sich zum Ziel setzte, den Boden so zu bewirtschaften, dass auch zukünftige Generationen mit Freude damit arbeiten können.
Während Vorträgen und Schulungen des Bioland-Gründers – dem Schweizer Dr. Hans Müller – trafen die Kaiserstühler auf Gleichgesinnte. Höfflin schwärmt von diesen Begegnungen im Bioland-Verband (damals Bio Gemüse) und betont, dass Dr. Müller ihnen einen „wunderbaren Weg für eine biologisch organische Landwirtschaft aufgezeigt hat“.
Als Dr. Müller zum ersten Mal den Schambachhof besuchte, wollte er sich die Arbeit von den Höfflins genau anschauen. Voller stolz und mit ein wenig Aufregung ist der junge Höfflin mit ihm wohl ein wenig zu schnell über die Felder gegangen, bis ihn Dr. Müller mit den Worten stoppte: „Mein Freund, warum denn so eilig, so geht man doch nicht über einen Acker.“ Dr. Müller bückte sich, nahm eine Hand voll Erde „In einer Hand voll gesunder Erde ist mehr Leben als Menschenleben auf der Welt. Da kann man doch nicht einfach so darüber hinwegstolpern“. Dieser Satz hinterließ einen bleibenden Eindruck, sodass Höfflin fortan bei jedem Traktoreinsatz und jedem Schritt auf dem Acker daran erinnert wurde.
In dieser Anfangs-Zeit waren Bio-Berater kaum zu finden, Erfahrungswerte mussten erst gemacht werden. Der Weg war nicht einfach, aber dennoch entstand in den frühen 70er Jahren schließlich der heutige Schambachhof im gleichnamigen Tal. Nach einer Umstellungsphase folgte 1974 die Bioland Zertifizierung. Nicht selten ernteten die Höfflins in dieser Zeit neben Obst und Gemüse auch Unverständnis und wurden für ihr Tun belächelt. Aber der direkte Kontakt zu den Konsumenten auf dem Markt, wertschätzende Kundschaft und die eigene Überzeugung das Richtige zu tun, haben die Höfflins weiter motiviert. „Unsere Felder haben schon seit über 40 Jahren kein Gift gesehen und das macht sich bemerkbar. Der Boden lebt und ist gesund, die Apfelplantage steht teilweise besser da, als bei anderen Betrieben“.
Auch heute sind die Höfflins weiterhin offen für Neues, wie Adolf Höfflin in seiner abschließenden Aussage betont: „Früher sagte man, die Alten sind gescheiter, aber wir lernen auch heute noch von den Jungen; sie haben die Sache im Griff, vernetzen sich und tauschen sich aus“.
Ehrlichkeit und Vertrauen waren für die Höfflins schon immer von großer Bedeutung, und diese Werte werden auch von den beiden Söhnen Diethmar (Obst und Gemüse) sowie Matthias (Weinbau) weitergelebt.