Regionale Ernährungssouveränität als Baustein einer nachhaltigen Regionalentwicklung?
Kurzbericht zur Abschlussarbeit von Katharina Riedel im Masterstudiengang Regionalmanagement an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Für diese Fallstudie wurden zehn qualitative Interviews mit Expert*innen durchgeführt. Hier werden die Ergebnisse der Interviews sowie theoretischer Ansätze zusammengefasst. Ernährungssouveränität – was ist das überhaupt? Regionale Ernährungssouveränität bedeutet, dass eine Region selbst über die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Nahrungsmitteln verfügen […]
Kurzbericht zur Abschlussarbeit von Katharina Riedel im Masterstudiengang Regionalmanagement an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf.
Für diese Fallstudie wurden zehn qualitative Interviews mit Expert*innen durchgeführt. Hier werden die Ergebnisse der Interviews sowie theoretischer Ansätze zusammengefasst.
Ernährungssouveränität – was ist das überhaupt?
Regionale Ernährungssouveränität bedeutet, dass eine Region selbst über die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Nahrungsmitteln verfügen und entscheiden kann. Ernährungssouveränität ist dabei nicht mit Selbstversorgung oder Autarkie zu verwechseln. Vielmehr geht es darum, mehr Gestaltungsspielraum und Mitbestimmung in der Land- und Ernährungswirtschaft zu schaffen und die Lebensqualität in ländlichen Räumen zu stärken. Ernährungssouveränität kann als umfassendes Konzept verstanden werden, bei dem die Menschen einer Region oder eines Landes mitbestimmen, wie Lebensmittel produziert, verarbeitet und konsumiert werden.
Welchen Beitrag leistet die Regionalwert AG Freiburg zu Ernährungssouveränität?
Die Regionalwert AG Freiburg leistet einen bedeutsamen Beitrag zu mehr regionaler Ernährungssouveränität, indem sie kleine und mittlere regionale Betriebe entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Land- und Ernährungswirtschaft unterstützt. Dabei fördert sie Kooperationen, wirkt dem Höfesterben entgegen, ermöglicht Zugang zu Land und sichert damit langfristig Produktionsmöglichkeiten vor Ort. Zugleich wird dadurch ein regionaler Wertschöpfungsraum aufgebaut. Mit der Ausgabe von Bürgeraktien bietet die Regionalwert AG Freiburg der Gesellschaft zudem die Möglichkeit zur Mitbestimmung und trägt somit zu einer nachhaltigen, von Bürger:innen mitgetragenen Regionalentwicklung bei.
Wichtig, um Ernährungssouveränität weiter voranzutreiben, ist neben dem Ausbau des regionalen Netzwerks v. a. die Stärkung des Bewusstseins der Bevölkerung für Ernährungsfragen. Weiterhin ist es wichtig, dass die Landwirtschaft stärker wertgeschätzt und die Bereitschaft, mehr für Lebensmittel zu zahlen, erhöht wird. Durch Bildung, Öffentlichkeitsarbeit und konkrete Projekte, z. B. RegioBioKüche – eine Großküche für Schulverpflegung – können das abstrakte Konzept der Ernährungssouveränität und die Idee der Regionalwert AG Freiburg greifbar gemacht und mehr Menschen erreicht werden.
Wie realistisch ist die Umsetzung von Ernährungssouveränität im Regierungsbezirk Freiburg?
Für die weitere Umsetzung von Ernährungssouveränität besteht eine Chance darin, dass sich auf der politisch-regulativen Makroebene etwas ändert und Vorschriften angepasst werden. Hürden bestehen v. a. in der starken Prägung der Agrarpolitik durch die EU, in logistischen Herausforderungen und Verständnisproblemen bei dem Begriff der Ernährungssouveränität.
Auch wenn der Regierungsbezirk Freiburg aktuell noch weit von Ernährungssouveränität entfernt ist, bieten die sozioökonomische Ausgangslage und die naturräumlichen Bedingungen in der Region gute Voraussetzungen für die weitere Umsetzung von Ernährungssouveränität. Dabei ist die Möglichkeit, sich kleinräumig vielfältig ernähren zu können, als Chance zu sehen.
Für die Umsetzung von Ernährungssouveränität gibt es kein Patentrezept. Die verschiedenen Sichtweisen und Ansätze sowie die damit verbundene Komplexität des Themas machen die Umsetzung nicht leichter. Dennoch ist die Regionalwert AG Freiburg bereits auf einem guten Weg, treibt als Nischenakteur und Vorreiter die Umsetzung von Ernährungssouveränität voran und trägt somit zu einer nachhaltigen Regionalentwicklung bei. Wichtig ist nun, insbesondere noch stärker auf eine allgemein verständliche Kommunikation zu achten.